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Der Kühnhaidner Stein
Kühnhaide liegt auf einer Hochebene mit einer Höhenlage um die 730m ü. N., umrahmt
von
vielen Mooren mit großen Torflagerstätten von bis zu 10 Metern. Diese nutzten
in der
Vergangenheit die armen Bewohner dieser Gegend vorrangig zum Heizen ihrer
Wohnstätten,
um Holz zu sparen und die durch den Bergbau stark abgeholzten Wälder
zu schonen.
Im Jahre 1878 fanden Torfstecher in der Pfarrheide, ungefähr 50 Meter hinter dem
Gasthof
von Karl Martin, in einer Tiefe von 2m, einen merkwürdigen ungefähr 35 kg
schweren Stein
aus rotem Gneis. Ein Zeitzeuge jener Tage, der Kühnhaidner Chronist,
Wilhelm Melzer
beschreibt ihn so: „Der Stein ist 50cm hoch, 40cm breit und 25cm stark,
er trägt ein
eingemeißeltes Kopfbild, darunter befinden sich folgende ziemlich unleserliche
Zeichen
X 4 1 “. Melzer deutete diese Inschrift für das Jahr 1041 und vermutete,
dass König
Heinrich der III mit einem Herreszug über Kühnhaide gegangen ist. Der Stein
soll seiner Meinung
nach, an einen verstorbenen und dort begrabenen „ Krieger oder
Helden“ erinnern.
Im Dorf war man sich schnell einig: „ Hier handelt es sich um ein heidnisches
Götzenbild“.
Der Gastwirt Karl Martin witterte ein Geschäft, reinigte ihn und stellte den Stein
in
seiner Gaststube öffentlich zur Schau. Lehrer Hugo Thärmann aus dem nahen Lauta
bewarb
sich zu dieser Zeit um die schon vergebene Stelle eines Kirchschullehrers in
Kühnhaide
und kehrte auf dem Heimweg in Martins Restaurant ein. Er handelte unter
Aussichtsstellung
einer Belohnung den Stein ab, in der Metropole der Kunst und
Wissenschaften in Marienberg
wollte er ihn besser und sicherer zur Schau stellen aber er kam
dort nie an.
Das Gerücht ging um: Lehrer Thärmann hat ihn für viel Geld an das
Altertumsmuseum
nach Wien verscherbelt. Als Ehrenmitglied der Altertumsvereine in
Plauen und Hohenleuben
galt er zu seiner Zeit als ein anerkannter Mann in der sächsischen
Frühgeschichtsforschung.
In seinen Artikel im „Erzgebirgischen Nachrichten- und
Anzeigenblatt“ vom16. Oktober
1878 ging er der Frage nach der Bedeutung und der Herkunft
des Fundes nach. –Er verglich
ihn mit germanischen Runensteinen, schloss eine Verbindung
zur „Sorbenwendezeit“ nicht
aus oder zum frühen Mittelalter, konnte sich schließlich für
keine eindeutige Lösung
entscheiden.
Nach einigen Jahren war der „Kühnhaidner Stein“ längst in Vergessenheit geraten,
als
1924 der anerkannte sächsische Geschichtsforscher Professor Otto Eduard Schmidt
„ Die ältesten
Steindenkmäler Sachsens“ zu erforschen begann. Dr. Alfons Diener von
Schönberg, auf dem
Schloss Pfaffroda, machte ihn auf den Kühnhaidner Fund aufmerksam.
Schmidt suchte
vergeblich im Altertumsmuseum in Wien, denn Hugo Thärmann hatte ihn
verantwortungsbewusst
dort hingeschafft, wo er hingehört, ins Zwingermuseum nach
Dresden. Dort stand das
wertvolle Stück lange Zeit im Museumsdepot und wartete auf seine
Wiederentdeckung,
bis es schließlich in der Bombennacht vom 13.Februar 1945 verschollen
ging oder zerstört
wurde.
Eine Nachbildung des Kühnhaidner Steines kann man heute im Bergmagazin Marienberg,
dem
„Museum für Sächsisch – Böhmische Volkskultur“ bestaunen.
Wenn dieser Stein keine
Arbeit eines gelangweilten Hirtenjungen war, muss man ihn wohl
zu einen der bedeutendsten
frühgeschichtliche Funde des gesamten Erzgebirgischen Raumes
zählen.